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Interview mit Nelly Fischer

Bevor wir mit dem Wein anfangen, möchte ich mit dir über einen Film sprechen. Es ist auch eine Verbindung zum Wein bei dir, denn du bist über einen Film zu Wein gekommen und ich finde es eine total schöne Geschichte und möchte einfach gerne da noch ein bisschen mehr darüber erfahren, wie das war, wie du dich wirklich für den Wein begeistert hast und wie du dazu gekommen bist. Berichte doch einfach mal aus deiner Sicht, was dieser Film mit dir gemacht hat und wie er tatsächlich dein Berufsleben und dein bisheriges Leben auch sehr geprägt hat.

Nelly: Ich komme tatsächlich ursprünglich aus der Nähe von Hannover, aus Celle, einem ganz kleinen kleinen Städtchen in der Nähe von Hannover, was gar keine Weinbauregion ist und ich komme auch aus keiner Wein Familie. Aber ich bin auf dem Dorf aufgewachsen und ich war mir eigentlich schon immer sicher, dass ich etwas Natur bezogenes machen will, aber wusste immer nie genau was. Und dann habe ich in Jugendjahren mit einer Freundin den Film ‘Ein gutes Jahr’ geguckt, mit Russell Crowe, der in Frankreich spielt, auf einem französischen Chateau. Natürlich sehr romantisch. Ich war damals fasziniert und bin da  das erste Mal zum Thema Wein gekommen.

Und es hat mich bis nach dem Abitur auch nicht losgelassen. Obwohl ich selber da noch nicht wirklich Wein getrunken habe. Ich  habe dann zu mir gesagt: “es hat mich nicht losgelassen dann will ich wenigstens mal reinschnuppern, was ist das überhaupt für eine Welt, was für ein Produkt? Und ist das beruflich auch was für mich?” Dann habe ich nach dem Abi erstmal ein Praktikum in Würzburg gemacht, auf einem Weingut, um da reinzuschnuppern. Der damalige Chef hat gesagt: “Wenn man in der Weinwelt bleiben will als Quereinsteigerin, wie das ja auch in der Branche so schön genannt wird, mach doch noch die Ausbildung damit man wirklich das Handwerk erlernt.” Und so hab ich das dann auch gemacht. Während der Ausbildung ist dann tatsächlich auch Wein zu meiner Leidenschaft geworden und ich wusste, dass ich mit keinem anderen Produkt mehr arbeiten möchte. Ich habe aber auch gleichzeitig gemerkt, dass es doch eher ein sehr harter Knochenjob ist und nicht so romantisch. Ja, leider. Aber wie gesagt war ein bisschen meine Leidenschaft geworden und eher noch der Kundenkontakt und Marketing waren Bereiche, wo ich auch total aufgegangen bin und habe deswegen im Anschluss noch internationale Weinwirtschaft in der Nähe von Wiesbaden studiert und im Anschluss des Studiums noch zwei Jahre in einem Familien Weingut gearbeitet im Marketing und Vertrieb. Und dann hatte ich die Möglichkeit, jetzt eigentlich fast vor genau zwei Jahren, hier wyne zu gründen. Also ein eigenes Label, unter dem ich jetzt Weine verkaufe, hauptsächlich in meinem eigenen Onlineshop. 

 

Ich finde es sehr schön deine Quereinsteiger Geschichte zu hören. Viele glauben man muss ja irgendwie von einem Weingut kommen und es so in die Wiege gelegt werden. Aber nein, es geht auch anders und man kann sich auch anders inspirieren lassen. Bist du denn nach dem Film tatsächlich auch öfter nach Frankreich und hast dir das mal vor Ort angeschaut? 

 

Nelly: Leider viel zu wenig. Während des Studiums war ich mal in der Champagne, weil ich meine Bachelorarbeit über ein Champagner Haus geschrieben habe und habe da zwei Champagne Häuser besucht. Auch während des Studiums haben wir mal eine Exkursion ins Elsass gemacht. Da hatte ich eigentlich die einzigen Berührungspunkte mit Frankreich, aber da hat es mich schon auf jeden Fall wieder gecatcht. Diese Champagner Häuser sind natürlich wunderschön, und so stelle ich mir das vor. Aber sonst habe ich tatsächlich eher den Fokus auf deutsche Weingüter. Da bin ich viel rumgekommen und habe viele Weingüter besucht. Aber das will  ich auf jeden Fall auch machen, wenn Corona wieder mehr zulässt. In Europa mehr schauen und die Weingüter anschauen, weil da gibt es einfach so viele schöne Sachen, die man einfach noch gar nicht kennt.

Wyne Cuvee Rot
Wyne Sektflasche

Du hast schon gesagt, du hast wyne vor zwei Jahren gegründet. Du hast es interessanterweise in München gegründet. Du kommst du aus keiner Weinregion und bist wieder in einer Region ohne Wein. Wie kam das, dass es ausgerechnet München ist? Ist das vielleicht auch was ganz Besonderes und bietet dir natürlich auch andere Chancen?

Nelly: Ja, tatsächlich ein komischer Werdegang. Aber ja, warum München? Also ich habe vorher in Mainz gewohnt und so die Idee kam tatsächlich auch immer ein bisschen während des Studiums. Schon weil viele meiner Kommiliton*innen, die sind natürlich auf Weingütern aufgewachsen und die hatten immer diese Philosophie, sehr viel über Wein reden zu müssen. Während des Studiums haben die dann wirklich sehr viel über die Weine philosophiert. Und bei mir war schon immer der Ansatz: okay, können wir jetzt nicht einfach anstoßen und den Wein genießen? Deswegen war es einfach ein Genussprodukt für mich, er soll schmecken und einfach zu dem Lifestyle und zu dem Anlass passend. Deswegen da gab es schon so die ersten Ansätze für die Idee von wyne. Und dann hatte ich die Möglichkeit, hier mit einem Team wyne zu gründen und das sitzt hauptsächlich in München. Deswegen war dann die Idee, den Sprung in die Bierwelt hier in München zu wagen. Und ich muss sagen, es war auf jeden Fall eine gute Entscheidung. In Mainz bist du in dieser Wein Bubble und ich will Wein anders präsentieren, anders darstellen und kommunizieren.

Deswegen ist es da einfach besser, in einer größeren Stadt zu sein, die nicht so Wein belastet ist. Und man hat hier einfach mehr Impulse und Eindrücke, die man dann nutzen kann, um das Produkt wieder im Kontext der Zielgruppe darzustellen. Und deswegen habe ich dann gesagt: Ja gut, München ist bestimmt eine schöne Stadt, gucke ich mir mal an und bin jetzt seit zwei Jahren in München.

Lass uns ein bisschen über diese zwei Jahre sprechen. Zwei Jahre wyne. Was waren denn deine Highlights in den zwei Jahren von Gründung bis heute? 

Nelly: Da gab’s auf jeden Fall einige. Ich glaube gerade am Anfang. Das größte Highlight war, als das allererste Mal der Markenname stand.

War das leicht, den Markennamen zu finden oder hast du da lange überlegen müssen?

Nelly: Ich glaube, ich kann es nicht so in Relation sehen, wie lange manche anderen brauchen. Deswegen würde ich sagen vielleicht eher kurz. Aber es war schwierig. Ich bin nach München gekommen und zwei Tage später war Lockdown. Deswegen musste man das digital machen, also eine digitale Marke über Zoom entwerfen. Man konnte sich nicht zusammensetzen und irgendwo hin kleben und so eine Marke aufgebaut wird. Da war der Weg da schon ein bisschen schwierig, würde ich sagen. Und wir haben viele Runden gedreht mit vielen verschiedenen Namen, haben auch Umfragen gestartet und am Ende sind wir eigentlich wieder so fast zum Ursprung zurückgekehrt, wie das manchmal so ist. Und dann war es noch eine heikle Phase, die Marke eben auch anzumelden. Als die Urkunde dann da war, dachte ich: “Boah, geil, jetzt kann ich die Etiketten in den Druck geben und jetzt können wir die Webseite online schalten.” Das war halt auf jeden Fall ein Highlight, als ich dann die Website online geschaltet hab, die ersten Pakete verschickt habe.

Man hat die Flaschen gesehen mit dem Etikett. “Geil, hast du mehr oder weniger deinen eigenen Wein in den Händen und jetzt kann’s losgehen!” Also, das war definitiv ein Highlight und dann damit verbunden eigentlich auch direkt das positive Feedback der Kund*innen, dass der Wein gut ankommt, dass das Konzept gut ankommt, dass das Bedürfnis da ist, Wein einfacher einkaufen zu können und darüber reden zu können. Das war auf jeden Fall ein super Highlight. Ein ganz, ganz großes Highlight für mich war mein Artikel im Handelsblatt Ende 2020. Das war echt gut. Nach ein paar Monaten der Gründung ist man auf dem Titelblatt vom Handelsblatt. Das war schon krass. 

Was mir immer wieder Motivation gibt, ist einfach der Austausch mit der Community, dass der Wein gut ankommt und man auch coole Kooperationen schnüren kann, unter anderem mit Westwing und mit Gastro Partnern. Das gibt halt immer wieder Motivation und das macht einfach Spaß. 

Wyne Sauvignon Blanc

Gibt es denn irgendwas, was vielleicht auch nicht so gut gelaufen ist, wo du sagst, dass es irgendwie hätte etwas besser sein können? 

Nelly: Ja, da gab es einiges. Ich glaube, am Anfang zahlt man auch viel Lehrgeld, wenn man im Marketingbereich was ausprobiert und das natürlich von Anfang an nicht so funktioniert. Wir wollten ja von Anfang an viel Performance Marketing machen und gerade durch Corona hat man gemerkt, dass die Social Adds so eine Nachfrage haben, dass man da halt wahnsinnig viel Geld auch investieren muss, um dann im Algorithmus überhaupt zu erscheinen. Das war einfach schwieriger als gedacht und der Markt generell ist super umkämpft. Man braucht viel Durchhaltevermögen und viel Kommunikation nach außen, dass man sich da beweisen kann. Deswegen braucht man viel Kraft und man muss einfach auch die Downs annehmen, daraus lernen und weitermachen.

Was ist denn so einer deiner lustigsten oder besten Wein Geschichten, die du entweder persönlich erlebt hast oder vielleicht bei wyne mit irgendeiner Weinprobe, woran du denken musst?

Nelly: Also ich glaube Weinproben sind immer ein sehr witziges Erlebnis. Vor allem wenn man dann sieht, dass die Kunden immer betrunkener werden. Immer sehr witzige Erlebnisse und Pannen. Irgendwie fällt dann das Glas um oder so. 

Ich glaube, es sind auch einfach immer schöne Momente. Ich erinnere mich, als in Würzburg die Ausbildung gemacht hab. Das ist mir noch total im Kopf geblieben. Da gab es so kleine Häuschen in den Weinbergen, wo man sich auf’s Dach setzen kann. Das haben wir damals ganz oft gemacht und den Sonnenuntergang angeguckt. Da haben wir einfach eine Flasche nach der anderen gesüppelt. Das waren gute Momente und dann sind wir irgendwann in eine Bar gestolpert. 

Ich find’s halt einfach immer schön, dass Wein verbindet und am Ende sind alle glücklich.

Es gibt  wirklich die Momente, die diesen Wein Genuss ausmachen. Und deswegen sage ich immer scheiß auf die Glas Auswahl. Wenn du aus einem kleinen Wasserglas Wein trinkst, aber hast die richtige Gesellschaft um dich herum, dann schmeckt dir der Wein auch aus diesem Glas. Aber ja, Qualität ist schon immer wichtig. Auf jeden Fall. Da halte ich natürlich auch die Fahne hoch, damit du am nächsten Tag auch keine Kopfschmerzen hast.

Kannst du erzählen, wie du deinen Wein auswählst? Das du weißt, welcher ist genau der, der in deine Flasche kommt?

Nelly: Ja, gerne. Also ich habe mit drei Wein gestartet mit Grauburgunder, Sauvignon Blanc und Rosé. Da habe ich die Weine ausgewählt, dass sie perfekte Sommer-Weine sind und auch unter anderem meine Favoriten sind. Aber ich wusste, Grauburgunder trinkt jeder gerne, Rosé passt auch super für den Sommer, deswegen habe ich die da nach den Kriterien ausgewählt. Und dann ist es so, dass ich keine eigenen Weinberge habe und mit Winzer*innen zusammenarbeite. Durch die Jahre, in denen ich jetzt schon in der Weinbranche arbeite, habe ich ein ganz gutes Netzwerk aufgebaut. Ich kenne auch viele Winze* innen persönlich und weiß wie sie arbeiten. Und da ist es mir super wichtig, dass sie mehr Handarbeit in den Weinbergen machen, nicht konventionell spritzen, keine Pestizide spritzen und da sehr nah an der Natur arbeiten. 

Ich habe jetzt mittlerweile acht Weine im Sortiment und fünf dieser Weine mache ich mit einer Winzerin aus Rheinhessen, mit der Jana Hauck zusammen die ein, die ein Familienweingut hat. Ich fand ihre Weine vorher von der  Stilistik schon immer super gut. Und da ist jetzt so, dass ich die Weine schon mit ihr zusammen kreieren kann. Also sie baut die Weine aus und ich kann am Ende noch fein justieren was Zucker und Säure angeht, damit dann wirklich der individuelle Geschmack in die Weinflaschen kommt. Ich gehe geschmacklich im Moment noch sehr nach meinem Geschmack. Aber glaube, dass ich den Geschmack der Zielgruppe sehr gut treffe. Ich will auch den Geschmack der Zielgruppe und nicht unbedingt meinen in den Mittelpunkt stellen und suche da einfach unkomplizierte Weine auszuwählen. Einfach Weine die wunderbar Glasweise oder Flaschenweise zu trinken sind und achte darauf, dass die Qualität stimmt. Iin Zukunft will ich es aber gerne so machen, dass ich die Community noch mehr mit einbeziehe. Mehr fragen welche Rebsorten ihr euch wünscht? Welche Weine wünscht ihr euch?  Dann Probeflaschen vorher verschicken und die Leute mit probieren lassen, damit ich da einfach die Community noch mehr abholen kann.

Worauf dürfen wir uns denn bei Wein in den nächsten Wochen und Monaten freuen?

Nelly: Ja, die Pläne sind natürlich immer groß. Ich hoffe die Umsetzung klappt dann auch immer dementsprechend. Also ich will auf jeden Fall bezüglich Social Media die Community noch mehr mit einbeziehen. Ich will noch mehr Anlässe schaffen und einfach noch mehr Inhalte produzieren, damit ich da die Leute abholen kann und noch mehr diese Markenwelt aufbauen kann. Und dann gibt es jetzt hier im Schwerpunkt München noch ein paar coole Gastro Kooperationen, dass man da dann auch wyne genießen kann zu dem richtigen Essen dazu. Und dann sind auch noch ein paar andere Kooperationen geplant, wo ich jetzt noch nicht so viel verraten kann. Aber es wird auf jeden Fall einiges Cooles passieren und ich hoffe, dass ich auch noch das Sortiment um einen weiteren Wein dieses Jahr erweitern kann. Da bin ich gerade noch so ein bisschen in der Findung. Gerne Social Media abonnieren, da werdet ihr immer auf dem Laufenden gehalten. Sonst will ich eher im Unternehmen das Team weiter ausbauen. Da suche ich jetzt auch personelle Unterstützung, damit man da einfach vorankommt und auch da will ich die Leute mehr mit in den Alltag nehmen was passiert bei wyne. Und ja, ich bin selber gespannt, was noch so passieren wird.

Winzerin Nelly Fischer

Nelly Fischer

Nelly Fischer ist die Gründerin von wyne. Sie kreiert Weine, die hochwertig und auch unkompliziert sind. Dazu arbeitet sie mit verschiedenen Winzer*innen zusammen und kann ihre Weine genau nach ihren Vorstellungen produzieren lassen. Du willst mehr zu Nelly und zu wyne erfahren, dann folge wyne bei Instagram oder schaue direkt mal im Shop vorbei.

Mein Wein Tipp: Sauvignon Blanc

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